Spiegeleier, Schmuck & Hummerköder

Aber die Nutzung von Pinguinen erschöpfte sich noch lange nicht in den bisher genannten Verwendungen. Außer als Fleischlieferanten, als Feuerholz und als Ölspender eigneten sich Pinguine nämlich auch, um Schmuck und Zierdecken herzustellen. In Mitten des Atlantischen Ozeans befindet sich eine kleine Insel vulkanischen Ursprungs: Tristan de Cunha. Der Fuß des Vulkans war und ist nach wie vor der Ort einer größeren Kolonie von Felsenpinguinen, die dort ungestört bis zum 19. Jahrhundert lebten. Im Jahr 1814 wurde die Insel von der Britischen Krone annektiert und wurde Marinestützpunkt. Im Laufe der Zeit wurden auch Frauen auf die Insel gebracht, die zusammen mit den stationierten Soldaten auf der Insel von den spärlichen natürlichen Ressourcen überlebten und viele Monate von der Außenwelt abgeschnitten waren. Die Felsenpinguine dienten hier zu den verschiedensten Zwecken. Ihre Federn wurden während der Mauser als Füllung für Kissen und Daunenbetten gesammelt. Öl, das aus erwachsenen Pinguinen gepresst wurde, diente als Brennstoff für Lampen, aber auch als Grundstoff für Seife und Cremes sowie für Kerzen. Das Öl diente außerdem noch dazu Kleidung zu imprägnieren und um Gelenke und Scharniere zu fetten. Außerdem verspeisten die Einwohner Pinguinfleisch und Eier. Darüberhinaus handelten sie Schmuck aus Pinguinfedern, Zierdecken mit Pinguinfederstickereien und Fässer voll Pinguineier gegen Tabak oder Weizenmehl.

Einer weiteren Bedrohung waren Pinguine durch das Sammeln von Eiern ausgesetzt. Sowohl auf den Falklandinseln - wo es auf manchen Farmen noch heute betrieben wird - wie auch in Neuseeland und Südafrika wurden die als sehr schmackhaft geschätzten Pinguineier gesammelt. Hier, an der Südspitze Afrikas brütet der Brillenpinguin und auch wenn Brillenpinguine nie in großem Maßstab zu Öl verkocht worden sind - ihre Fettschicht ist zu dünn, als dass das Ölgeschäft rentabel wäre - schrumpfte auch ihre Population Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts drastisch. Denn keine Pinguinart litt derart unter dem kommerziellen Sammeln von Eiern wie der Brillenpinguin. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde beispielsweise über mehrere Jahre lang von der Hauptbrutinsel Dassen Island rund 300000 Pinguineier pro Jahr gesammelt und verkauft. Allein in Südafrika, wo das kommerzielle Sammeln von Eiern lange Zeit von der Kolonialregierung zwecks Vergrößerung des Einkommens unterstützt wurde, wurden über 30 Jahre insgesamt mehr als 4,8 Millionen Pinguineier gesammelt und verkauft. Aber nicht nur die grünlichen, sehr delikaten Eier, die mit langen Stöcken mit Beutelchen am Ende aus dem Bruthöhlen geholt wurden sondern auch Pinguinfleisch gelangte in den Handel. Allerdings war der Rückgang aufgrund der Jagd von erwachsenen Pinguinen verglichen mit der Suche von Eiern gering.

Eine andere Verwendung von Pinguinen, die besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sehr weit verbreitet war, war die als Köder in Hummerfallen oder in Fischreusen. In Südafrika und vor Australien wurden Hummer mit Pinguinfleisch geködert. Besonders intensiv wurde diese Praxis auf Saint Paul Island im Indischen Ozean betrieben. Von 1928 - 1931 schlachteten von Reedern aus Le Havre angeheuerte Fischer auf der kleinen Vulkaninsel täglich zwischen 400 und 500 Pinguine als Köder für Hummerfallen. Die Pinguine wurden jedoch nie ganz verwertet, lediglich die Brust wurde als Hummerköder eingesetzt - der Rest verrottete einfach am Strand. In wenigen Jahren wurde die kleine Kolonie praktisch gänzlich ausgerottet - was den Ertrag der Hummerfischerei ansteigen ließ - immerhin ernährten sich die Pinguine doch auch von jungen Hummern.

Noch heute leiden die Pinguine genauso viele andere Meerestiere unter der Fischerei. Überall auf der Welt ist der Mensch dabei, die Meere gnadenlos auszubeuten und die Überfischung vieler Fischbestände an anderen Orten der Welt macht die subantarktischen Gewässer für die Fangflotten attraktiv. Seit ungefähr 20 Jahren suchen große Fangflotten auch diese einst viel zu entlegenen Regionen der Weltmeere auf, um großte Mengen Fisch und insbesondere Krill zu fangen. Ausgerüstet mit Echolot und teilweise sogar mit Helikoptern, die es erlauben, Schwärme von Krill aus der Luft zielsicher in den schier unendlichen Weiten der subantarktischen Meere auszumachen, gelingt es den Fangflotten mit einer beunruhigenden Geschwindigkeit auch diese Gewässer zu leeren. Beobachtungen zufolge, die ein Forscherteam der University of Minnesota über Jahre machte, sank die Erfolgsrate bei der Aufzucht von Eselspinguinjungen immer dann, wenn der betreffende Meeresteil von Fangschiffen besucht wurde un die Eltern weniger Nahrung finden konnten um ungefähr 8 %. Erschwerend kommt hinzu, dass sich durch die Globale Erwärmung die Krillbestände immer schlechter erholen, da der Krillnachwuchs im Winter auf eine möglichst geschlossene Packeisdecke angewiesen ist, die es insbesondere vor der Antarktischen Halbinsel immer seltener gibt.