Gefährdung durch Fressfeinde

Dass diese Angst nicht ganz unberechtigt ist, zeigen eine Vielzahl von beobachteten Jagderfolgen, die Seelöwen, Mähnenrobben oder Seeleoparden im Flachwasser verbuchen konnten. Denn ein ausgewachsener Pinguin hat als Land kaum noch Feinde, die größte Gefahr lauert für ihn im Wasser.
Der Feind Nummer eins für alle Pinguine , die südlicher als der 60. südliche Breitengrad leben, ist beispielsweise ganz klar der Seeleopard (Hydrurga leptonyx), der Pinguinen mit einer Vielzahl von Jagdtechniken nachstellt. Entweder lauert der Seeleopard im flachen Wasser auf Pinguine, um sie in einer Verfolgungsjagd zu erhaschen, was besonders dann erfolgversprechend ist, wenn es sich um Pinguine handelt, die vollgefressen und damit schwerfälliger aus dem Meer zurückkommen und ihre Manövrierfähigkeit noch zusätzlich durch im Wasser treibende Eisbrocken eingeschränkt ist.
Seeleoparden leben weit im Süden und werden daher hauptsächlich Kaiser-, Königs-, Adélie-, Esels-, oder Zügelpinguinen gefährlich. Außer der bereits beschriebenen Technik scheuen es Seeleoparden auch nicht, auf einer Eisscholle ruhende Pinguine anzugreifen. Es wurde schon beobachtet, dass Seeleoparden solche Schollen zum Kentern gebracht und die Pinguine damit ins Wasser gestoßen haben. Ist das nicht möglich, dann fangen sie, plötzlich aus dem Wasser springend, gelegentlich auch einen Pinguin direkt von der Scholle weg.
Manchmal lauern Seeleoparden auch unter Eislöchern, die von Pinguinen zum Einstieg ins Meer oder zur Rückkehr an Land genutzt werden. Gelegentlich warten sie auch an Land, bis ihnen ein aus dem Wasser springender Pinguin direkt entgegenspringt.

Es ist auch bekannt, dass Seeleoparden unter dünnem Eis lauern, bis ein unvorsichtiger Pinguin darüber hinweggeht. Bis zu einer Dicke von 15 cm können Seeleoparden nämlich die Eisschicht durchbrechen und den überraschten Vogel unmittelbar schnappen. Allerdings kann ein Seeleopard auf diese Weise nur Pinguine erkennen, die sich gerade bewegen. Deshalb ist die typische Reaktion eines Pinguins, der den massigen dunklen Körper eines Seeleoparden durch das Eis schimmern gesehen hat, einfach in der Bewegung zu verharren. Ein Fall von der Antarktischen Halbinsel ist bekannt, wo ein Adéliepinguin über drei Stunden regungslos auf dem Eis stand, während ein Seeleopard darunter seine Kreise zog. Erst als sich der Jäger zurückgezogen hatte, ging der Pinguin weiter. Allerdings ist das Glück in solchen Situationen nur selten beim vermeintlichen Opfer.

Die über drei Meter langen und teils 500 kg schweren Jäger, können auch dank ihrer ausgefeilten Jagdstrategien problemlos viele Pinguine pro Tag erbeuten. Von der großen Adéliepinguinkolonie am Cape Crozier in der Antarktis ist beispielsweise bekannt, dass vier Seeleoparden über einen Zeitraum von 16 Wochen insgesamt 15000 Pinguine erbeuteten und damit fünf Prozent der Brutpopulation erlegten. In der gleichen Kolonie fielen 1992 in einem Zeitraum von 13 Wochen insgesamt 4750 Erwachsene und 1100 Halbwüchsige einem halben Dutzend Seeleoparden zum Opfer. Aus diesen Zahlen ist ersichtlich, dass die individuelle Tötungsrate eines Seeleoparden relativ hoch sein kann, was damit zusammenhängt, dass er selten den ganzen Pinguin frisst, sondern meistens nur an der Fettschicht interessiert ist und den restlichen Kadaver zum Meeresboden sinken lässt. Tatsächlich tötete 1997 ein Seeleopardenweibchen in der Prydz Bay, Antarktis in zwei Stunden elf Adéliepinguine.

Schützen können sich die Vögel nur sehr ungenügend gegen diese Bedrohung, vermeiden aber lange Aufenthalte im flachen und besonders gefährlichen Wasser an der Küste und gehen wie bereits erwähnt nicht alleine ins Wasser.
Obwohl es dafür keine eindeutigen Belege gibt, legen Beobachtungen doch nahe, dass sich ins Meer gehende Pinguingruppen auch danach richten, wie viele Pinguine gerade aus dem Meer zurückkommen. So löst die Rückkehr von einer Gruppe von mehr als 15 Adéliepinguinen mit hoher Wahrscheinlichkeit den Start einer anderen, am Strand wartenden Gruppe aus. Kehren dagegen nur sehr wenige Pinguine zurück, so startet die am Stand wartende Gruppe nur in einem von sechs Fällen. Kommen über einen längeren Zeitraum keine Pinguine aus dem Meer zurück, dann "stauen" sich am Stand oft die aufbruchsbereiten Jagdgruppen, weil sich keine traut, ins Meer zu gehen. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass Pinguine zählen können, scheinen sie doch sehr wohl unterscheiden zu können, ob es sich um viele oder wenige Artgenossen handelt, denn wenn die Zahl der wartenden Pinguine eine bestimmte Schwelle übersteigt, die ungefähr bei 40 Tieren liegt, dann stürzen sich alle Pinguine kurz hintereinander doch ins Meer, auch wenn keine Artgenossen von der Jagd zurückkehren.
Egal was den Aufbruch einer Gruppe Pinguine ausgelöst hat, versuchen sie so schnell wie möglich offenes Wasser zu erreichen. Dazu schwimmen sie so schnell wie möglich und springen dabei auch regelmäßig aus dem Wasser, um einem Fressfeind Ortung wie Verfolgung zu erschweren.